SaaS-Datensicherung wird noch immer zu wenig ernst genommen

Der Data-Protection-Spezialist HYCU hat im Rahmen einer Studie Cyberbedrohungen für SaaS-Anwendungen untersucht und zeigt auf, wie sich Unternehmen schützen können. [...]

Viele Unternehmen verlassen sich bei der Sicherung ihrer Daten nach wie vor fälschlicherweise auf ihren SaaS-Anbieter. Denn auch wenn SaaS-Anbieter möglicherweise einige Backup-Funktionen bereitstellen, liegt die Verantwortung für die Wiederherstellung der Daten letztendlich beim Anwender. (c) stock.adobe.com/OKA

Unternehmen auf der ganzen Welt setzen Software-as-a-Service-Anwendungen (SaaS) für eine Vielzahl geschäftskritischer Workflows ein. Kleine und mittlere Unternehmen nutzen im Durchschnitt mehr als 200 SaaS-Anwendungen. Branchenanalysten gehen davon aus, dass die Verbreitung von SaaS weiter zunehmen wird.

Da Unternehmen zunehmend auf SaaS-Lösungen angewiesen sind, ist es von entscheidender Bedeutung, zu prüfen, wie anfällig sie für Cyberbedrohungen sind – und wie widerstandsfähig ihre Prozesse sind, wenn diese Software ausfällt oder angegriffen wird. Um dieses Thema zu untersuchen, hat HYCU eine Studie unter Hunderten von Entscheidungsträgern aus aller Welt durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie mit dem Titel „The State of SaaS Data Protection“ zeigen einige kritische Lücken in der Art und Weise auf, wie die meisten Unternehmen ihre Daten sichern und schützen.

Überblick zum SaaS-Umfang fehlt

Mehr als ein Drittel der Befragten gab an, bereits Opfer von Ransomware-Angriffen geworden zu sein. SaaS-Anwendungen waren dabei mit 61 Prozent die Quelle der meisten Sicherheitsverletzungen. Wenn Anwendungen betroffen sind, gaben 90 Prozent der Unternehmen an, dass sie verschlüsselte SaaS-Daten nicht innerhalb einer Stunde wiederherstellen können, was zu kostspieligen Ausfallzeiten und Geschäftsunterbrechungen führt.

Die Befragten gaben ebenso an, dass ihre Unternehmen im Durchschnitt 22 SaaS-Anwendungen nutzen – kleine und mittlere Unternehmen jedoch durchschnittlich zehnmal so viele. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass Unternehmen oft nicht wissen, was sie eigentlich schützen müssen. Viele sind daher nicht ausreichend darauf vorbereitet, die Lösungen zu schützen, auf die sich ihre Geschäftsbereiche zunehmend verlassen.

Single Sign-on (SSO) und IAM-Lösungen (Identity and Access Management) sollen zwar einen sicheren Zugriff auf SaaS-Anwendungen ermöglichen, stellen jedoch kritische Single Points of Failure dar, wenn sie angegriffen werden. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen erheblich beeinträchtigt wäre, wenn ihre Active-Directory-, SSO- und IAM-Daten plötzlich nicht mehr verfügbar wären. Die Fähigkeit, diese Daten zu schützen, ist somit ein entscheidender Faktor für eine effektive Datenschutzstrategie.

Das Modell der geteilten Verantwortung kann kritische Daten ungeschützt lassen

Ein großer Prozentsatz der Befragten gab an, dass sie sich bei der Sicherung ihrer Daten auf den SaaS-Anbieter verlassen. Dies kann jedoch zu einer Schwachstelle führen, wenn der Anbieter ausfällt. Der Grund dafür ist, dass viele Cloud-Anbieter ein Modell der „geteilten Verantwortung“ verfolgen. Das bedeutet in der Regel, dass die Anbieter die Verantwortung für Aspekte wie Sicherheit, Verfügbarkeit und Support ihrer Infrastruktur übernehmen, während der Kunde für Datensicherung und Wiederherstellung der Daten verantwortlich ist. So ist beispielsweise auch laut Modell der geteilten Verantwortung von Microsoft 365 ausdrücklich der Kunde unabhängig von der Bereitstellungsoption für die Sicherung seiner Daten verantwortlich.

Wer für was verantwortlich ist. (c) HYCU

Unternehmensleiter sollten die Service Level Agreements (SLAs) sorgfältig prüfen, um sicherzustellen, dass sie die Verantwortlichkeiten jeder Partei klar verstehen. Auch wenn SaaS-Anbieter möglicherweise einige Backup-Funktionen bereitstellen, liegt die Verantwortung für die Wiederherstellung der Daten letztendlich beim Kunden.

Fehlende Ressourcen und Prozesse zum SaaS-Datenschutz und langsame Wiederherstellung

Die Mehrheit der Befragten gab an, dass die Implementierung zusätzlicher Sicherheitsprozesse die größte Herausforderung beim Schutz von SaaS-Daten darstellt. Darüber hinaus gaben 43 Prozent der Befragten an, dass ihnen dafür die erforderlichen personellen Ressourcen fehlen. Infolgedessen hat weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen Incident- und Disaster-Recovery-Pläne für SaaS-Daten sowie ein Reporting über den Schutz von SaaS-Daten für regulatorische Zwecke implementiert. In vielen Fällen haben Unternehmen diese Maßnahmen erst umgesetzt, nachdem sie Opfer einer Ransomware-Attacke geworden sind.

Wiederherstellungsgeschwindigkeit von verschlüsselten SaaS-Daten. (c) HYCU

Bei Unternehmen, die über Verfahren zur Sicherung von SaaS-Daten verfügen, ist die Wiederherstellungsgeschwindigkeit oft schlecht. Von den befragten Unternehmen gaben 90 Prozent an, dass sie verschlüsselte SaaS-Daten nicht innerhalb einer Stunde wiederherstellen können. Zwar bestätigten 71 Prozent, dass sie Daten in weniger als einem Tag wiederherstellen können, doch stellt diese Ausfallzeit immer noch eine erhebliche Geschäftsunterbrechung dar.

Mangelndes Risikobewusstsein in der Führungsetage

Unternehmensleiter sind sich des Risikos möglicherweise nicht vollständig bewusst. Während sechs Prozent der Führungskräfte angeben, dass ihr Unternehmen Daten innerhalb einer Stunde wiederherstellen kann, sind es bei den Eigentümern nur 14 Prozent. Dies könnte darauf hindeuten, dass Geschäftsführer, die weiter vom Tagesgeschäft entfernt sind, möglicherweise keinen klaren Überblick über die Herausforderungen haben, denen ihre Teams bei der Wiederherstellung kritischer SaaS-Daten gegenüberstehen.

Das bedeutet, dass Unternehmensleiter bewerten müssen, was im schlimmsten Fall passieren würde und wie sie reagieren müssen, um die Kosten für das Unternehmen zu minimieren. Dazu gehört auch die Durchführung einer Business-Impact-Analyse, um zu ermitteln, wie viele Daten ihr Unternehmen verlieren kann (bekannt als RPO, Recovery Point Objective) und wie viel Zeit sie ohne Zugriff auf wichtige Anwendungen tolerieren können (bekannt als RTO, Recovery Time Objective).

Wie Unternehmen ihre Daten schützen können

Das Wachstum der SaaS-Nutzung zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung. Damit Unternehmen erfolgreich arbeiten und ihre Anfälligkeit für Angriffe minimieren können, benötigen sie effektive Lösungen zum Schutz ihrer Daten, die von cloudbasierten Plattformen verwendet werden.

Um den heutigen Herausforderungen im Bereich der SaaS-Datensicherung gerecht zu werden, müssen sie in der Lage sein, den tatsächlichen Umfang ihrer SaaS-Nutzung erfolgreich zu ermitteln, einschließlich der Tools, die unter den Begriff „Schatten-IT“ fallen können. Sie sollten sich im modernen Modell der geteilten Verantwortlichkeiten zurechtfinden, damit sie genau wissen, was sie von SaaS-Anbietern erwarten können und was nicht. Ebenso gilt es, Disaster-Recovery-Verfahren und -Richtlinien zu planen und zu implementieren. Diese sollten alle gängigen Worst-Case-Szenarien berücksichtigen und den Aufsichtsbehörden den erforderlichen Überblick verschaffen, um auch bei weltweit neuen Anforderungen die Compliance zu gewährleisten. Vor allem aber gilt es, Daten so schnell wie möglich – nahezu sofort – zu sichern und wiederherstellen zu können, um geschäftskritische Betriebsunterbrechungen zu vermeiden.


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